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Bremen auf dem Weg zur BioStadt

Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie wurde deutlich, wie krisenanfällig unser derzeitiges Ernährungssystem ist. Noch einmal mehr wurde uns aufgezeigt, dass die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie auch für den Bereich Konsum, insbesondere für den Bereich Ernährung eine Notwendigkeit darstellt. Doch was zeichnet eine nachhaltige Ernährung überhaupt aus und welche Zusammenhänge bestehen zwischen nachhaltiger Ernährung und Klimaschutz?
Mit dem Projekt BioStadt und dem “Aktionsplan 2025” hat die Stadt Bremen beschlossen, die öffentliche Gemeinschaftsverpflegung auf Lebensmittel aus möglichst regionalem und komplett biologischem Anbau umzustellen. Damit soll allen Menschen eine gesunde und ökologische Ernährung ermöglicht und der Ökolandbau gefördert werden. Kann der Aktionsplan 2025 einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten und wie steht es eigentlich um die Umsetzung des Vorhabens?

Um diese und einige weitere Fragen zu beantworten, organisierte der Internationale Studiengang Politikmanagement das Online-Panel “Nachhaltiger Konsum und Klimaschutz - Bremen auf dem Weg zur BioStadt?”. An der Diskussion nahmen Prof. Dr. Jana Rückert-John (Professorin für „Soziologie des Essens“ an der Hochschule Fulda), Marie Pigors (Betriebsleiterin Naturkost Kontor), Peter Bargfrede (Verein SozialÖkologie) und Mücella Demir (Projektleitung BioStadt Bremen) teil.

Eröffnet wurde das Panel durch Prof. Dr. Jana Rückert-John mit einer Einführung in das Begriffsverständnis nachhaltiger Ernährung. Weiter noch ging sie auf die soziale Funktion von Ernährung ein und machte darauf aufmerksam, dass Ernährungspraktiken von sozialen Merkmalen wie Geschlecht, Alter, Bildung, Kultur und Einkommen beeinflusst werden. Weiter wies sie auf die Chance des Settings der Gemeinschaftsverpflegung als Gelegenheitsstruktur für nachhaltige Ernährung hin, bei der zahlenmäßig viele KonsumentInnen erreicht werden und öffentliche Einrichtungen eine Vorreiterrolle einnehmen könne.

Danach machte Marie Pigors in ihrem Beitrag vor allem auf den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Landwirtschaft, sowie die Bedeutsamkeit gesunder Böden aufmerksam. Sie führte u.a. auf, dass noch 92,2% der gesamten deutschen landwirtschaftlichen Nutzfläche konventionell bewirtschaftet werden. Hingegen mancher Annahmen seien Transport (ca. 1%) und Verpackungen (ca. 3%) vergleichsweise nicht ausschlaggebend für die Klimabilanz landwirtschaftlicher Produkte, sondern vielmehr der Anbau. Weiter noch betonte sie die Notwendigkeit Boden als wichtige Ressource und fruchtbare Grundlage unseres Lebens zu schützen.

Mücella Demir berichtete daraufhin im Detail über das Projekt BioStadtBremen, sowie den Aktionsplan 2025 und dessen Herausforderungen und Chancen. Die zwei zentralen Ziele des Aktionsplan 2025 seien es zum einen, die Bioanteile in öffentlichen Einrichtungen der kommunalen Verwaltung zu erhöhen und zum anderen auch die Qualität dieser zu erhöhen. Als Herausforderung des Vorhabens betonte sie die Emotionalität der Debatte. Die Umstellung würde teilweise als politische Bevormundung wahrgenommen werden. Als Chancen nannte sie u.a. die hohe Qualität, die durch die Umstellung gewährleistet werden könne und soziale Gerechtigkeit, indem gesunde und ökologische Ernährung für alle ermöglicht würde.

Anschließend gab Peter Bargfrede einen Überblick über den Weg zum Aktionsplan und die Beteiligung des Vereins Sozialökologie an der Entstehung und Umsetzung. Der Verein engagiert sich schon seit über 25 Jahren für das Vorhaben. Außerdem stellte Bargfrede konkrete Forderungen an die Politik, wie u.a. die Ausdehnung des Aktionsplans auf Hochschulen und Universitäten oder einen Wandel des Landbaus in Bremen zu 50% Ökolandbau bis 2030.

Abschließend gab es noch die Gelegenheit für die ReferentInnen, Wünsche an den Senat oder andere Organisationen zu äußern, um dem Ziel einer nachhaltigen Ernährung näher zu kommen. Peter Bargfrede zeigte sich an dieser Stelle dankbar über Bremens Bemühungen, forderte jedoch auch, dass der Wandel zu einer artgerechten Tierhaltung schneller passieren müsse. Marie Pigors wünscht sich u.a., dass Ernährung als Bildungsthema behandelt wird, sowie klare Begrifflichkeiten, nach denen gehandelt wird. Mücella Demir wünscht sie vor allem einen konstruktiven Austausch aller Akteure. Außerdem müsse beachtet werden, dass die Überzeugungen der Menschen zu dieser Thematik auf unterschiedlichem Stand sind, so Frau Demir.

Insgesamt bot die Veranstaltung, durch die Einbeziehung von ExpertInnen aus Wissenschaft, Praxis und Politik einen umfassenden Einblick in die Thematik. Alle TeilnehmerInnen hatten im Anschluss an die Beiträge die Möglichkeit sich aktiv zu beteiligen. Die Veranstaltung kann, mit Ausnahme einiger technischer Probleme, als voller Erfolg bezeichnet werden.

Hier findet ihr die PowerPointPräsentationen der Referent*innen
Marie Pigors (NKK): prasentation-nkk.pptx
Mücella Demir (BioStadt Bremen): prasentation_biostadt.pdf
Peter Bargfrede (VSÖ): vso-als-partner-der-biostadt.pptx