Klimapolitik

Nachhaltiger Konsum und Klimaschutz - Bremen auf dem Weg zur Biostadt?

Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie wurde deutlich, wie krisenanfällig unser
derzeitiges Ernährungssystem ist. Noch einmal mehr wurde uns aufgezeigt, dass die
Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie auch für den Bereich Konsum, insbesondere für
den Bereich Ernährung eine Notwendigkeit darstellt. Doch was zeichnet eine nachhaltige
Ernährung überhaupt aus und welche Zusammenhänge bestehen zwischen nachhaltiger
Ernährung und Klimaschutz?
Mit dem Projekt BioStadt und dem “Aktionsplan 2025” hat die Stadt Bremen beschlossen,
die öffentliche Gemeinschaftsverpflegung auf Lebensmittel aus möglichst regionalem und
komplett biologischem Anbau umzustellen. Damit soll allen Menschen eine gesunde und
ökologische Ernährung ermöglicht und der Ökolandbau gefördert werden. Kann der
Aktionsplan 2025 einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten und wie steht es eigentlich
um die Umsetzung des Vorhabens?

Um diese und einige weitere Fragen zu beantworten, organisierte der Internationale
Studiengang Politikmanagement das Online-Panel “Nachhaltiger Konsum und Klimaschutz

Eröffnet wurde das Panel durch Prof. Dr. Jana Rückert-John mit einer Einführung in das
Begriffsverständnis nachhaltiger Ernährung. Weiter noch ging sie auf die soziale Funktion
von Ernährung ein und machte darauf aufmerksam, dass Ernährungspraktiken von sozialen
Merkmalen wie Geschlecht, Alter, Bildung, Kultur und Einkommen beeinflusst werden.
Weiter wies sie auf die Chance des Settings der Gemeinschaftsverpflegung als
Gelegenheitsstruktur für nachhaltige Ernährung hin, bei der zahlenmäßig viele
KonsumentInnen erreicht werden und öffentliche Einrichtungen eine Vorreiterrolle
einnehmen könne.

Danach machte Marie Pigors in ihrem Beitrag vor allem auf den Zusammenhang zwischen
Klimawandel und Landwirtschaft, sowie die Bedeutsamkeit gesunder Böden aufmerksam.
Sie führte u.a. auf, dass noch 92,2% der gesamten deutschen landwirtschaftlichen
Nutzfläche konventionell bewirtschaftet werden. Hingegen mancher Annahmen seien
Transport (ca. 1%) und Verpackungen (ca. 3%) vergleichsweise nicht ausschlaggebend für
die Klimabilanz landwirtschaftlicher Produkte, sondern vielmehr der Anbau. Weiter noch
betonte sie die Notwendigkeit Boden als wichtige Ressource und fruchtbare Grundlage
unseres Lebens zu schützen.

Mücella Demir berichtete daraufhin im Detail über das Projekt BioStadtBremen, sowie den
Aktionsplan 2025 und dessen Herausforderungen und Chancen. Die zwei zentralen Ziele
des Aktionsplan 2025 seien es zum einen, die Bioanteile in öffentlichen Einrichtungen der
kommunalen Verwaltung zu erhöhen und zum anderen auch die Qualität dieser zu erhöhen.
Als Herausforderung des Vorhabens betonte sie die Emotionalität der Debatte. Die
Umstellung würde teilweise als politische Bevormundung wahrgenommen werden. Als
Chancen nannte sie u.a. die hohe Qualität, die durch die Umstellung gewährleistet werden
könne und soziale Gerechtigkeit, indem gesunde und ökologische Ernährung für alle
ermöglicht würde.

Anschließend gab Peter Bargfrede einen Überblick über den Weg zum Aktionsplan und die
Beteiligung des Vereins Sozialökologie an der Entstehung und Umsetzung. Der Verein
engagiert sich schon seit über 25 Jahren für das Vorhaben. Außerdem stellte Bargfrede
konkrete Forderungen an die Politik, wie u.a. die Ausdehnung des Aktionsplans auf
Hochschulen und Universitäten oder einen Wandel des Landbaus in Bremen zu 50%
Ökolandbau bis 2030.

Abschließend gab es noch die Gelegenheit für die ReferentInnen, Wünsche an den Senat
oder andere Organisationen zu äußern, um dem Ziel einer nachhaltigen Ernährung näher
zu kommen. Peter Bargfrede zeigte sich an dieser Stelle dankbar über Bremens
Bemühungen, forderte jedoch auch, dass der Wandel zu einer artgerechten Tierhaltung
schneller passieren müsse. Marie Pigors wünscht sich u.a., dass Ernährung als
Bildungsthema behandelt wird, sowie klare Begrifflichkeiten, nach denen gehandelt wird.
Mücella Demir wünscht sie vor allem einen konstruktiven Austausch aller Akteure.
Außerdem müsse beachtet werden, dass die Überzeugungen der Menschen zu dieser
Thematik auf unterschiedlichem Stand sind, so Frau Demir.

Insgesamt bot die Veranstaltung, durch die Einbeziehung von ExpertInnen aus
Wissenschaft, Praxis und Politik einen umfassenden Einblick in die Thematik. Alle
TeilnehmerInnen hatten im Anschluss an die Beiträge die Möglichkeit sich aktiv zu
beteiligen. Die Veranstaltung kann, mit Ausnahme einiger technischer Probleme, als voller
Erfolg bezeichnet werden.